Wie behandle ich Wolle insbesondere handgefärbte Garne richtig?

Bevor gestrickt wird, wird erst einmal gekauft. Und ab da geht es mit der Pflege oder besser gesagt “guten Behandlung” schon los.

Da meist nicht alles gleich verstrickt wird, was gekauft wurde – zumindest ist das bei mir so – muss die Wolle ordentlich gelagert werden. Dazu gehört, dass sie auf jeden Fall vor dem Einfluß von Sonne geschützt wird. Wolle bleicht genauso wie Stoffe unter langer Sonneneinstrahlung aus.
Am besten lagert man die Garne in geschlossenen Behältern, um z.B. auch kleineren Fliegetieren den Zugang  zu verweigern. Nichts ist schlimmer, als die “gut abgelagerte” Wolle in Vorfreude auf ein neues Strickprojekt in den Händen zerbröseln zu sehen, weil es sich einige Motten darin gemütlich gemacht haben.
Wolle ist für Motten der Festschmaus schlechthin.

Wenn Du die Wolle als Strang gekauft hast, musst Du ihn vor dem Verstricken zum Knäul wickeln. Wie das geht, kannst Du hier erfahren. Wichtig ist dabei, dass Du Dein Knäul nicht so fest wickelst. Wenn der Faden schon auf dem Knäul so straff liegt, steht er die ganze Zeit unter Spannung. Wenn Du ihn dann verstricken willst, wirkt er viel dünner und unelastischer. Halte also den Faden immer schon locker beim Wickeln.

So, jetzt ist fertig gestrickt. Wie geht es weiter? Es kommt darauf an, was Du gestrickt hast. Sind Socken fertig geworden? Freu Dich daran, zieh sie an und lies weiter unten weiter. Das gleiche gilt für Pullover, Schals, Jacken, Mützen und sonstige warme Gestricke. Hast Du Dir ein dekoratives Tuch gestrickt? Dann sei gut zu ihm. Gönne ihm ein Entspannungsbad. Tücher werden oft lockerer und mit verschiedenen Mustern – auch gern mit Lochmustern – gestrickt. Damit sich das Gestrick schön entfaltet, kannst Du Dein Werk in handwarmes Wasser legen. Lass es ein paar Stunden darin liegen – gern auch über Nacht. Nimm genügend Wasser, damit Dein Tuch genug Platz hat sich zu entfalten. Danach drückst Du es vorsichtig aus. Das geht auch gut in einem größeren Handtuch. Aber wringe nicht! Im Anschluß solltest Du das Tuch im Liegen trocknen lassen.
In manchen Strickanleitungen wird empfohlen das Tuch zu spannen. Ich mache es nicht gern, aber das Ergebnis entschädigt doch für die Mühe. Jetzt, wo Dein Tuch noch feucht, aber nicht mehr nass ist, ist ein guter Zeitpunkt zum Spannen. Such Dir eine ebene Unterlage, leg Dein Tuch glatt aus und bringe es in Form. Jetzt kannst Du es fixieren. Wenn Du Stecknadeln benutzt, achte darauf, dass Du nicht durch die Wollfäden stichst, sondern immer daneben.

Irgendwann geht es der Wolle an die Wäsche – blödes Wortspiel!
Generell ist es so, dass Wolle, die nicht täglich direkt auf der Haut getragen wird, auch nicht so oft gewaschen werden muss. Wolle hat einen Selbstreinigungseffekt. Bei Pullovern und Jacken genügt es oft, diese regelmäßig gut zu lüften.
Bei Socken kommen wir leider um das Waschen nicht drumherum. Also, wie machen wir es am besten?
Die heute auf dem Markt befindlichen Sockengarne sind alle superwash ausgerüstet. Das macht es problemlos möglich, die Socken in der Waschmaschine zu waschen. Als machanischen Schutz lege ich sie in ein Wäschenetz.
Als Waschmittel empfehle ich den sparsamen Einsatz eines bleichmittelfreien Wollwaschmittels. Das ist weitgehend ph-neutral und schont so die Fasern und ihre Struktur. Color- und Vollwaschmittel enthalten oft Protease. Dies ist ein Protein, dass es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, Eiweiße zu spalten und damit auch irgendwann unsere Socken. Also lieber die Finger weg davon.
Und noch ein ganz wichtiger Tip: Wolle mag überhaupt keinen Weichspüler. Weichspüler ummantelt alles  mit einem Film (und klebt damit sozusagen die Wollfasern zu). Und schwups sind damit alle guten Eigenschaften, wie Feuchtigkeitsaufnahmevermögen, Elastizität und Spannkraft dahin. Außerdem trocknet die Wäsche mit Weichspüler langsamer. Da gibt es eine dicke Party für Bakterien und das Geruchsmonster.
Und weil wir gerade beim Thema Trocknen sind: Keinen Trockner für Wolle, auch nicht im Superschonprogramm. Wir föhnen ja unsere Haare auch nicht mit der Heißluftpistole.

Das Wichtigste zum Schluß:
Ein besonderes Augenmerk legen wir natürlich auf die Wäsche und Pflege handgefärbte Wolle .
Ich empfehle Dir, egal was Du aus dem handgefärbten Garn gestrickt hast, die erste Wäsche separat durchzuführen, am besten von Hand. Hier kannst Du sehen, ob sich eventuell noch etwas Farbe auswäscht. Dies kann insbesondere bei sehr kräftigen, dunklen oder Speckledfärbungen vorkommen. Dabei wäscht sich nicht die Farbe an sich aus (und das Strickstück wird auch nicht heller dadurch), sondern es wird nur noch ein eventuell vorhandener Farbüberschuss ausgewaschen. Er beeinträchtigt die Haltbarkeit und Leuchtkraft der Farbe nicht. Ich wasche alle Garne nach dem Färben mehrfach aus. Trotz allem können gelegentlich noch Farbüberschüsse vorhanden sein.
Besonders solltest Du darauf auchten,  wenn Du helle und dunkle, oder pastellfarbige und kräftige Farben in einem Gestrick kombinieren möchtest. In diesem Fall empfehle ich, in einer Maschenprobe ein kleines Gestrick anzufertigen, dass beide (oder mehrere) Farben enthält. Beim Waschen dieser Maschenprobe kannst Du überprüfen, ob es eventuell Probleme bei der Kombination gibt. Ich teste so etwas immer vorher. Bisher ist zwar noch nie etwas passiert, aber es wäre doch ärgerlich, wenn es beim mühevoll fertiggestrickten Pullover passiert.